Das Soziale Zentrum Clara Zetkin ist ein Ort der gelebten Solidarität im Leipziger Westen! Wir möchten eine Anlaufstelle für alle Menschen sein, die sich aktiv gegen die Missstände unserer Gesellschaft einsetzen wollen und ein Raum sein, in dem sich Menschen aus unserer Nachbarschaft miteinander vernetzen können. Denn in Zeiten der Krise ist es genau das, was wir brauchen. Ein Zentrum aus der Nachbarschaft, für die Nachbarschaft. Ein Ort der politischen Bildung, der kulturellen Begegnung und der Organisierung von Unten. Ein unkommerzieller Ort, an dem es keinen Platz gibt für Profitstreben und Stellvertretertum. Ein Ort, geprägt von gegenseitigem Respekt und Begegnung auf Augenhöhe.
Es gibt heute kaum noch Orte, an denen wir uns treffen können, ohne zu konsumieren und Geld auszugeben, welches den meisten von uns ohnehin fehlt. Wir möchten mit unserem Sozialen Zentrum einen Beitrag dazu leisten, das zu verändern. Ein soziales Zentrum gegen die kapitalistische Vereinzelung und für die Stärkung der Kollektivität.
Im Sozialen Zentrum Clara Zetkin stehen wir gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft, in der wir selbst über unser Leben bestimmen können. Das bedeutet, dass wir Solidarität praktisch leben. Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Wir achten auf einen solidarischen Umgangston. Diskriminierendes Verhalten dulden wir nicht.
Was wir aufbauen, ist ein Zentrum, in dem wir uns nicht reinquatschen lassen, sondern uns gemeinsam für unsere Rechte und Interessen als Arbeiter:innen und Arbeitslose, als Jugendliche, Frauen und Migrant:innen stark machen! Das ganze tun wir vor dem Hintergrund, dass wir heute in einer Klassengesellschaft leben, in der die kleine Minderheit der Kapitalist:innenklasse immer reicher wird und zeitgleich wir als Arbeiter:innenklasse immer mehr in Armut und anderen Problemen versinken. In dieser Gesellschaft werden wir zu Konkurrenz erzogen und vereinzelt. Wir sollen uns um Jobs streiten und auf unsere arbeitslosen Klassengeschwister herabblicken. Mit unseren Problemen beim Jobcenter oder Vermieter müssen wir alleine klarkommen. Wir möchten diese Umstände nicht länger still hinnehmen, sondern einen Ort schaffen, an dem wir als Klasse zusammen finden können, an dem wir uns nicht spalten lassen und die Möglichkeit bekommen, gemeinsam eine solidarische Kultur zu schaffen und zu (er)leben.
Jegliches Stellvertretertum lehnen wir dabei ab und setzen stattdessen auf Selbstorganisation! Wir wissen, dass wir unsere Probleme nur dann lösen werden, wenn wir uns zusammenschließen und für unsere Rechte und Interessen einstehen. Das bedeutet auch, dass wir finanziell unabhängig sind. Wir finanzieren uns über Mitgliedsbeiträge unseres Fördervereins „Solidarisch.Zusammen.Leben. e.V.“, Spenden und vereinzelte Projektförderungen.
Gemeinsam können wir unsere Vision einer neuen Gesellschaft Wirklichkeit werden lassen. Jedes Herz ist ein soziales Zentrum – mach mit!
Wer war Clara Zetkin?
Wieso heißen wir eigentlich „Soziales Zentrum Clara Zetkin“?
Clara Zetkin war Kommunistin, Internationalistin, Revolutionärin und eine Vorreiterin des Frauenbefreiungskampfes. 1857 geboren im sächsischen Wiederau, machte sie in Leipzig eine Ausbildung zur Lehrerin und politisierte sich. Sie lernte die Frauen- und Arbeiter:innenbewegung kennen und trat 1878 in die Sozialistische Arbeiterpartei (später: SPD) ein. Ab 1882 lebte Zetkin im Exil aufgrund der Verfolgung von Sozialist:innen in Deutschland. Zuerst in der Schweiz, dann in Frankreich. Aber auch dort stoppte sie ihre politische Arbeit nicht und sie widmete sich vermehrt dem Studium marxistischer Theorie. 1890 kehrte sie dann nach Deutschland zurück, wo sie ein Jahrzehnt später Teil des SPD-Parteivorstandes wurde.
Aber Clara Zetkins Arbeit beschränkte sich nicht nur auf Deutschland. Sie war Internationalistin und stellte sich entschieden gegen Krieg und Aufrüstung, als viele ihrer Zeit- und Parteigenoss:innen es nicht taten. Diese Position brachte sie zwischenzeitlich sogar ins Gefängnis, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihren politischen Kampf weiterzuführen. Sie war Teil der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit und verstand, dass der politische Kampf immer international gedacht werden muss. Die russische Revolution 1917 wurde für sie zu einem wichtigen Bezugspunkt. 1919 kehrte Clara Zetkin der Sozialdemokratie dann endgültig den Rücken zu und trat der Kommunistischen Partei Deutschlands bei.
Die Revolutionärin verband in ihren heute immer noch gültigen Ausarbeitungen zur Frauenbefreiung die Frauen- mit der Klassenfrage und zeigte uns, dass wir die Kämpfe gegen Patriarchat und Kapitalismus miteinander verbinden müssen. Dass wir also überall kämpfen müssen, wo wir unterdrückt werden, sei es im Betrieb oder im eigenen Haus. Sie forderte den gemeinsamen Kampf aller Arbeiter:innen gegen ihre Unterdrückung, aber erklärte auch, dass die Frau nur sich selbst befreien kann, es also eigene Frauenstrukturen und die Frauenrevolution braucht. Auf Initiative Clara Zetkins und ihrer Genossin Käte Dunckers wurde auf der Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 der Internationale Frauentag beschlossen. Also der Kampftag, den wir über 100 Jahre später immer noch jährlich am 8. März begehen.
Wir sehen auch heute in Clara Zetkin immer noch ein Vorbild und führen ihren Kampf weiter, gegen Faschismus und für die Befreiung der Frau. „Ich will dort kämpfen, wo das Leben ist.“ erklärte Clara Zetkin auf dem Parteitag der USPD 1919. Diesen Ausspruch lassen wir Wirklichkeit werden, indem auch wir zusammenkommen, dort wo wir leben, arbeiten und unsere Freizeit verbringen. Indem wir uns mit dem Sozialem Zentrum in unserem Stadtteil einen Ort schaffen, in dem wir uns begegnen, bilden, von unten organisieren und genau so wie Clara Zetkin für eine Alternative zum kapitalistischen System kämpfen.